EinBLICK in den Arbeitsbereich von Josua


Josua hat sich während einer persönlichen und beruflichen Neuorientierung für die Ausbildung zum Arbeitserzieher entschieden, weil er die Kombination aus Erstberuf und Anleitung spannend fand. Zu lernen, mit welchen Möglichkeiten er Menschen fördern kann, um ihnen neue Lebenserfahrungen zu eröffnen, war aus seiner eigenen Erfahrung heraus, seine größte Motivation. Nun ist er seit 2002 staatlich anerkannter Arbeitserzieher und lebt in NRW.

 

Aktuell arbeitet er mit Bürgergeldempfängern, die durch das Jobcenter zugewiesen werden. Hierbei handelt es sich einerseits um Langzeitarbeitslose mit den unterschiedlichsten Vermittlungs-hemmnissen, die privater und/oder beruflicher Natur sein können. Andererseits begleitet er gelegentlich Menschen unter 25 Jahren, die Unterstützung bei der Suche nach Ausbildungsstellen oder Praktika sind und ist zuständig für die Berufsorientierung.

 

Als Arbeitserzieher ist es in diesem Projekt wichtig, auch mit verschiedenen ausländischen Nationalitäten (Syrien, Afghanistan, Iran, Irak, Türkei, Polen, Ukraine, Eritrea, Marokko) umgehen zu können, da sich daraus unterschiedliche Lebensentwürfe, Bildungs- und Sprachniveaus, kulturelle Hintergründe und Einwanderungserfahrungen ergeben. Um alle diese Menschen individuell und passend begleiten und unterstützen zu können, bedarf es ein sehr hohes Maß an Sozialkompetenz, Einfühlungsvermögen und Empathie.

 

Der jeweilige Familienstand (alleinerziehende Väter und Mütter, Verheiratete, Geschiedene, etc.) der Teilnehmenden muss ebenfalls in eine adäquate und wertschätzende Beratung und Begleitung einbezogen werden. Die Altersspanne der zu Betreuenden liegt aktuell zwischen 19 und 63 Jahren.

Josuas Tätigkeit lässt sich in zwei Bereiche einteilen. Als Jobcoach stehen laut Leistungsbeschreibung des Jobcenters folgende Aufgaben im Vordergrund:

  • Bewerbungstraining
  • Schulungen zu bewerbungsrelevanten Themen und Fragestellungen
  • Praktikums- und Arbeitgeberakquise
  • Arbeitgeberkontakte pflegen
  • Praktische Unterstützung im gesamten Prozess
  • Teilweise die Wiederherstellung der Grundarbeitsfähigkeiten

Als Sozialcoach ist ihm die ganzheitliche Begleitung wichtig, die durch andere Aufgaben gewährleistet wird:

  • Einzelgespräche mit Potentialanalysen
  • Ressourcenarbeit
  • Biografiearbeit
  • Erarbeiten von Strategien bei Vermittlungshemmnissen (u.a. Sozialverhalten)
  • Kontaktaufnahme zu Beratungsstellen bei psychischen oder Suchterkrankungen, am wichtigsten: Einfach da sein, zuhören. Für beide: Dokumentation, Zielplanung und Zielvereinbarungen, Einschätzungen und Empfehlungen für den zuständigen Integrationscoach im Jobcenter

Gemeinsam mit den Teilnehmenden erarbeitet, erstellt und aktualisiert Joshua individuell die Bewerbungsunterlagen, unterstützt bei der Recherche nach Arbeits- und Praktikumsstellen, vermittelt digitale Kompetenzen, bereitet Vorstellungsgespräche vor, um im besten Fall zu dem Ergebnis zu kommen, dass Teilnehmende die Maßnahme mit einem sozialversicherungspflichtigen Arbeitsvertrag beenden.

 

Die Inhalte der Einzelgespräche richten sich nach den aktuell relevanten Themen jeder einzelnen Person. Die Teilnehmenden werden durch Methodenvielfalt und Anwendung passender Tools lösungs- und prozessorientiert angeleitet, bisherige, ungünstige Strategien zu überdenken und andere Wege zu entdecken, zu planen und umzusetzen. Anregungen gebe ich oft in den Gruppen-Schulungen. Ziele sind hierbei meist systemisch (z. B. unter Einbeziehung des familiären oder bisherigen beruflichen Kontextes) zu Selbstbewusstheit und Selbstwirksamkeit zu sensibilisieren.

 

Josua beantwortet die Frage „Was gefällt dir an deiner Arbeit besonders?“ folgendermaßen:

Die größte Freude und Bereicherung ist die gemeinsame Arbeit mit den Teilnehmenden. Ich treffe Leute, die ich sonst wahrscheinlich nie getroffen hätte. Der Austausch über Themen, Einstellungen, Kulturen, Lebensentwürfen versetzen mich immer wieder ins Staunen. Die Begegnungen mit den unterschiedlichen Menschen bewegen mich dazu, über meinen eigenen Tellerrand hinauszuschauen.

 

Die Ausbildung zum Arbeitserzieher ist für mich die Basis für viele persönliche und berufliche Entwicklungen und Möglichkeiten. Das Erlernte anzuwenden, auszubauen und Erfolge bei den Teilnehmenden zu sehen, macht mir jeden Tag von Neuem Spaß

Um meine Teilnehmenden noch besser begleiten zu können, habe ich meine Ausbildung zum Arbeitserzieher, die bereits 20 Jahre zurückliegt, mit dem Lehrgang zum "Psychologischen Berater, Personal- und Business-Coach" ergänzt. Ich habe festgestellt, dass ich mich persönlich verändert habe und auch in der Gesellschaft hat sich in den vergangenen zwei Jahrzehnten sehr viel bewegt. Anwendung von "Grundkompetenzen im Coaching" sind bei vielen Bildungsträgern ein Fremdwort. Ich habe mich durch die Praxis-Seminare quasi neu eingenordet, weil in den Übungen und der Peergroup viele wertvolle und wertschätzende Hinweise für mich und meine Arbeit mit KlientInnen dabei waren, die mir im Arbeitsalltag fehlen. Kompetenzen, die nicht nur einmal theoretisch vermittelt werden, sondern jeden Tag geübt, umgesetzt und verbessert werden müssen. Alles was uns durch Selbsterfahrung hilft, hilft auch unseren KlientInnen (egal welchen Alters) und trägt zur Qualitätssicherung unserer Arbeit bei!


Text: Katja Baldauf // Fotos: Josua

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